Warum das Clipper Race kommen sollte

Vor etwas mehr als zwanzig Jahren kam Sir Robin Knox-Johnston die Idee. Beim Bergsteigen hatte ihm ein Freund erzählt, dass die Leute bis zu 80.000 Dollar dafür ausgäben, auf den Mount Everest zu steigen.

Könnte er etwas Vergleichbares auf See anbieten?

Sir Robin war Profisegler, und das Schwierigste am Hochsee-Racen war es selbst für ihn, einen Star der Szene, Sponsoren zu finden. Ohne Geld kein ordentliches Schiff, keine Regatta, zumindest keine Aussicht auf Erfolg. Er beschloss, eine Regatta für "normale" Menschen ins Leben zu rufen.

1996 ging das erste Clipper Race an den Start. Acht baugleiche 60-Fuß-Boote, die in Etappen um die Welt segelten. Keine Erholung, kein Charterurlaub, kein Service. Harter, brutaler Sport, bei dem die Leute sich nachts um halb zwei in nasses Ölzeug zwängen, um die Wache an Deck für vier Stunden abzulösen. Bei Sturm und Regen, Sonnenschein und Gewitterböen.

Die Idee ist gleich geblieben, aber die Flotte umfasst inzwischen zwölf 70-Fuß-Yachten. Riesenschiffe im Vergleich zu allem, was der normale Segler kennt. In der Englisch-sprachigen Welt ist das Rennen eine Institution, in China auch.

Jetzt besteht die Chance, das Rennen nach Deutschland zu holen.

Hafenstädten wie Hamburg, Bremen, Bremerhaven und Emden stünde ein solches Rennen gut zu Gesicht, auch dem Marine- und Logistik-Standort Wilhelmshaven. Für Ostsee-Städte wie Rostock, Wismar, Lübeck ist das Rennen ebenso attraktiv, sie würden aber eine andere Rolle in der Route spielen.

Wenn man es richtig anstellt, ist das Sponsoring des Rennens eine äußerst lukrative Sache. In Untersuchungen, die Sponsoren in Auftrag gegeben haben, werden für den "Return on Investment" Werte von bis zu 23:1 ermittelt. BBC-World vertreibt Doku-Serien, zwei Dutzend TV-Stationen und der youtube-Kanal von Clipper berichten über das Rennen. Die 700 Segler, die am kommenden Rennen teilnehmen, und die über 4000, die bereits teilgenommen haben, dienen als Multiplikatoren in den social networks. Die Sponsoren bekommen Filmmaterial, das mit klassischer Filmwerbung nicht vergleichbar ist, und können sich ihre eigenen Film schneiden lassen.

 

 

Wer profitiert?

Für manche Unternehmen ist es sicher sinnvoller, den örtlichen Fußball- oder Tennisverein zu unterstützen. Für größere Mittelständler und große Unternehmen aber ist ein Engagement in einer Hochseeregatta wie dem Clipper Race durchaus attraktiv, denn

1. die Kunden finden's toll,

2. die Mitarbeiter finden's toll und identifizieren sich mit "ihrem" Boot,

3. die örtliche Presse - wenn man sie ordentlich beliefert - bringt Geschichten, die mehr wert sind als Anzeigen und im Vergleich dazu fast nichts kosten

4. das Sponsoring kann zu Werbezwecken eingesetzt werden

5. während des Rennens können Live-Übertragungen, Betriebsfeste, Hausmessen, Kundenpräsentationen mit Bildern, Videos und Text aus dem Rennen angereichert werden

6. für Mitarbeiter, die mitsegeln, ist es ein unvergessliches Erlebnis, in einem internationalen Team, in dem Englisch gesprochen wird, zu leben und für den gemeinsamen Erfolg zu kämpfen

7. manche Sponsoren machen es zur Auszeichnung, ins Segelteam aufgenommen zu werden (z.B. Qingdao, De Lage Landen), sie nutzen das Race als Incentive-Projekt. 

 

Soweit die Wirkungen nach innen. Nach außen wirkt das Rennen wie ein Türöffner:

8. Die Sponsoren lernen potentielle Geschäftspartner im Ausland kennen, auch in "schwierigen" Ländern wie China

9. Sie können im Ausland als Gastgeber auftreten

10. Sponsoren können Geschäftsfreunde zum Segeln in Sydney, New York und Rio einladen - wobei das Segeln sie nichts kostet, Anreise etc. schon.

 

Oft ergeben sich auch Kontakte über die Segler. Ich selbst habe - als Crew-Mitglied auf "Switzerland" - drei Schweizer Generalkonsuln getroffen, konnte einige Chinesen an deutsche Gesprächspartner weiterleiten und habe einen Kontakt zwischen einem britischen und einem deutschen Unternehmen hergestellt, der zu einer Geschäftsbeziehung wurde. Dergleichen ist kein Zufall, man kann es aber auch nicht berechnen. Sicher kann man sagen: Wer Kontakte zu einem Land knüpfen will, sollte ein Segel-Sponsoring wie das Clipper-Race in Erwägung ziehen.

 

"Glasgow" war eine Clipper-Yacht der 2. Generation, ein 68-Fuß-Schiff, gezeichnet von Ed Dubois. Als Co-Sponsor war der Speyside Whisky Benromach an Bord - der sich von da an so gut gut verkaufte, dass die Lagerbestände bald nach dem Rennen aufgebraucht waren. Auch "Old Pulteney" (Rennen 2013/14) verkaufte zwei Sonderserien.

Die Initiative "Clipper Race for Germany" arbeitet daran, das Rennen nach Deutschland zu holen. Das ist nicht ganz einfach, denn das Sponsoring kostet Geld, und gerade diejenigen, die es sich leisten könnten, sind nicht dadurch reich geworden, dass sie ihr Geld anderen Leuten ausgehändigt haben. Wir sprechen deshalb nur Firmen an, für die sich das Sponsoring nach unserer Überzeugung mehr als auszahlen würde. Es gibt viele Unternehmen, auf die das zutrifft, aber sie anzusprechen und zu überzeugen ist Sisyphus-Arbeit. 

 

Es geht uns also nicht in erster Linie darum, Mäzene oder edle Spender zu finden - obwohl wir uns über diese natürlich auch freuen. Aber wichtiger sind Unternehmen, für die ein Sponsoring des Clipper-Race das ideale Werbeprojekt ist.

 

 

Was soll geschehen?

 

Option 1: Ein Namenssponsor übernimmt den Löwenanteil. Unser Lieblingssponsor wäre "Fürst Bismarck" gewesen, aber da kamen wir leider nicht weiter. Es wäre die erste "Bismarck" geworden, die sich den britischen Inseln in friedlicher Absicht nähert, und sie hätte in Großbritannien eine unglaubliche Medienresonanz erzielt. Aber Deutschland hat viele gute Unternehmen, und auch eine Sponsoren-Gemeinschaft kommt infrage - Arbeitstitel "Join in Germany".

 

Option 2: Verschiedene Sponsoren, darunter die Stadt als Gastgeber, bringen als Gemeinschaft das "Hafengeld" auf. Die meisten Häfen haben eine Marketing-Gemeinschaft.

 

Der große Reeder Albert Ballin (1857-1918) hat einmal Hamburger Kaufleute zum Essen eingeladen und jedem einen Brief unter den Teller gelegt, in dem eine Summe notiert war, "von der ich annehme, dass Sie sie ohne Schwierigkeiten aufbringen können". Alle haben gezahlt. So kam die Bausumme für die Yacht "Hamburg" zustande, die regelmäßig gegen Kaiser Wilhelms II. "Meteor" antrat und Hochseerennen unter Hamburger Flagge bestritt. Es gibt zwar etliche wohlhabende Kaufleute in unseren Hafenstädten, aber es ist kein Albert Ballin in Sicht.

 

Option 3. Das Rennen fährt woanders hin, wo man es sich leisten kann, sei es aus EU-Fördermitteln oder weil die Leute sonst woher Geld haben. Unter den bisherigen Städte- und Regionalsponsoren finden sich Namen wie Cork, Hull & Humber, Finnland, New York, das bedürftige Jamaica, die Initiative Invest Africa, Derry-Londonderry, Great Britain, Glasgow, California, Switzerland, Seattle, Qingdao (Vertrag mehrfach verlängert), Derry-Londonderry, Gold Coast, Da Nang, Sanya (erstmals 2018), Singapur und Yorkshire.

Unter den Firmen finden sich Garmin, Old Pulteney, Mission Performance, De Lage Landen, Henri Lloyd, Telemed++, IchorCoal, Lmax Exchange und PSP-Logistics.

 

In Zeiten, in denen Brexit-Verhandlungen das Wirtschaftsklima in Europa bestimmen, ist es für manche Unternehmen vielleicht kein schlechtes Signal, sich in einer wahrlich globalen Regatta zu engagieren, die von Briten organisiert und von Crewmitgliedern aus 40 Nationen gesegelt wird.

 

 

 

Die Bilder in diesem Video wurden im Southern Ocean zwischen Kapstadt und Australien aufgenommen. Auf den Booten laufen ständig Kameras, sodass auch überraschende Momente aufgezeichnet werden. Jedes Schiff erlebt raues Wetter und Stürme während des Rennens, aber es ist nicht der Alltag