Der Mittelpunkt und der Horizont

Wenn Segler viel denken, geht das nicht immer gut. Im Falle von Detlef Jens' Kolumnensammlung "Nur Segeln" hat es aber ziemlich gut geklappt, vielleicht weil der Anspruch "nur segeln" die Kernkompetenz des Autors umreißt und gleichzeitig ein breites Themenspektrum zulässt. Und außerdem ist das Buch nicht unter Zeitdruck entstanden, sondern im Lauf der Jahre. Jens beobachtet aktuelle Entwicklungen und bedient sich seiner Erinnerungen, die auch das Fundament seiner Timpe-Krimis sind: Navigieren im pottendichten Nebel, bevor die Satelliten aufgingen, dazu als Mitbringsel aus der Karibik ein Rezept für den "Russian Satellite". Womit 1980 noch nicht Glonass, sondern der Sputnik gemeint war. Ein bunter Strauß von Themen, es ist ja eine Artikelsammlung: Segeln zum Weihnachtsmarkt. Küssen an Bord - wo Einhandsegler an ihre Grenzen stoßen. Das Dasein als Liveaboard, sein gelebter Traum. Da hat man sein schwimmendes Appartment im Herzen von London, Sevilla, Belfast, Kopenhagen. Der E-Motor kommt, mit praktischen Verweisen ins Internet. Ankern, die wahre Alternative zur Marina. Gefangen im Hafen, an Bord (wg. Corona). Wasser, vor allem Süßwasser – ein Lebenselixier, zu wertvoll zum Verschwenden. Die Zukunft der Bordelektrik.
Die Themen lassen uns ahnen, dass es ein Leben hinter dem Horizont gibt. Romantik, Meinung, Fakten (Jens war u.a. als reisender Rechercheur für den Reed's Almanach unterwegs.) Ein Buch zum Stöbern, Lesen, Nachsinnen. Ich hab es als E-Book auf dem Tablet und lese es in der Bahn, im Bett, oder an Bord. Solange der Strom reicht.