William Turner. Meer als Schiffe

oder: Was sehen Sie, Mr. Bond?

Ein Grund, nach London zu fahren, ist ist ein Besuch der Tate Gallery. Die "alte" Tate zeigt neben anderen auch Werke von William Turner. (Alles Wichtige über Joseph Mallord William Turner, 1775 -1851, wie üblich bei Wikipedia.) Eine würdige Bildbesprechung für Turners berühmtestes Werk liefert der James Bond "Skyfall", der aufwendigste britische Heimatfilm aller Zeiten. MI6-Agentenausstatter "Q" (der smarte Ben Wishaw) trifft 007 in der Tate vor dem Gemälde "The Fighting Téméraire tugged to her last Berth to be broken up" (1838). Das hölzerne Linienschiff wird von einem qualmenden Schlepper zum Abwracken gezerrt, das Wasser ist spiegelglatt, es weht nur ein Hauch. Zwar scheint die Sonne, aber es ist die blasse Sonne vor einem nahenden Tiefdruckgebiet. Die Unwetter verkündenden Wolken werden auch noch durch den Rauch des modernen Dampfers getrübt. Millionen britische Schüler mussten bereits die irritierenden Lichtverhältnisse auf dem berühmten Bild erörtern. "Q" schwadroniert vom "alten Schlachtschiff" und dem Undank der Welt und fragt den Geheimdienst-Haudegen neben sich: "Was sehen Sie, Mr. Bond?" Bond: "Ein Schiff. Und noch ein Schiff." Das allein war zweimal 9.50 Euro fürs Kino wert. Auch sonst enthält der Film "Skyfall" (2 Oscars, 1 Globe) manches Sehenswerte, nur keine überzeugende Geschichte.

The Fighting Téméraire
The Fighting Téméraire tugged to her last Berth to be broken up